Dieses Interview ist Teil von Carina Steffens „Reportreihe Teil 1 von 3“. Um den gesamten Kontext zu verstehen empfehle ich auch den Report – am besten zuerst – gelesen zu haben. Die zugehörigen Artikel, Beiträge, Interviews und Co. sind vom Hauptteil aus entsprechend verlinkt. Viel Spaß beim Lesen!
Carina Steffen: Hallo Herr Kratzer, danke, dass Sie erneut Zeit gefunden haben, um mir ein paar Fragen zu beantworten.
Michael Kratzer: „(lächelt wohlwollend mit seinen strahlend braun-grünen Augen) Hallo Frau Steffen, wenn ihnen es nichts ausmacht können wir gerne das Du bevorzugen – Michael, auch wenn mein Nachname mittlerweile zur Marke und Vornamen mutiert ist. Danke, dass auch sie sich erneut die Zeit nehmen.“
Herr Kratzer, beschreiben Sie sich doch kurz.
„Ich bin am 20.03.1985 in meiner heutigen Heimstadt Leverkusen geboren und die Kreativität wurde mir, durch einen glücklichen Zufall, in die Wiege gelegt. Ich sehe mich selbst als Künstler und bin seit einigen Jahren Unterstützer der Kunst- und Kulturszene. Die Leidenschaft für Kunst und Musik, war somit meine naheliegendste Berufung und so war ich schon in meinen jungen Jahren in der Szene tätig – sowohl als Schaffender als auch in Minijobs.
Ein Geschenk was ich dann später zu meinem Beruf gemacht habe, den ich noch bis heute ausübe.“
Konnten Sie bereits während der Schulzeit Praxiserfahrung sammeln?
„Bereits im Grundschulalter, erkannten nicht nur meine Eltern meine Begabung fürs Kreative. So lernte ich sehr früh das Notenlesen und spielte neben Keyboard, auch Bass und ein wenig Gitarre. Daneben war das Zeichnen schon immer eine gelungene Ablenkung.
In der weiterführenden Realschule habe ich diesen Grundstock weiter ausbauen können und wählte später „Musik und Kunst“ als Leistungsfach. In dieser Zeit schrieb ich auch meine ersten eigenen Gedichte, die heute zum Teil als Podcast auf Spotify und itunes zu hören sind. Leider sind hier die ganz alten im Laufe der Zeit verloren gegangen.
Vor meinem Schulpraktikum arbeitete ich bereits bei kunsthaus24.de – eine Handelsplattform fürs Kunsthandwerk. Das war quasi mein Zeitungsaustragen und ich digitalisierte mit den ersten Digital-Kameras und Scannern Kunstwerke (also Skulpturen oder Gemälde) anderer Künstler*innen. Ich weiß noch wie ich mit diesem Minijob bis 400 D-Mark im Monat gemacht habe, bei einer Mark pro Kunstwerk – das war äußerst lukrativ.
Mein Schulpraktikum – das war im Jahr 2000 – absolvierte ich bei einer Werbeagentur. Da war Berufsbezeichnung des Mediengestalters noch was ganz Neues. Bis 1998 hieß dieser Beruf noch „Werbe- und Medienvorlagenhersteller“, wenn mich nicht alles täuscht.“
Wie sah Ihre Ausbildung aus?
„Der Übergang von meiner Schulzeit zum Mediengestalter war anfangs sehr holprig. Als ich die Realschule beendet hatte, war noch nicht Volljährig und wurde zum sogenannten Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) genötigt. Hier wollte man mein kreatives Talent nicht weiter fördern und hat mich sogar entmutigt diesen Werdegang weiter zu verfolgen.
Ein ehemaliger Mitschüler aus der Schulzeit, erzählte mir in dieser Findungsphase dann allerdings von der Privatschule „bm – bildung in medienberufen“. Auch wenn mein Vater anfangs nichts von diesem – so er – „neumodischen Beruf“ hielt, konnte ich ihn davon überzeugen, diesen damals noch zahlungspflichtigen berufsvorbereitenden Lehrgang zum Medienassistenten, mit Unterstützung meiner Mutter, zu sponsern.
Diese habe ich dann mit Note „sehr gut“ beendet und mit mir damit viele neue Wege eröffnet. Da ich mehr Praxis-Erfahrung sammeln wollte, habe ich im Anschluss eine klassische Ausbildung zum Mediengestalter gesucht, gefunden und absolviert. Durch meine vorherige schulische Ausbildung wurde ich von der Werbeagentur vom Anfang an vollwertig eingesetzt. Das erste Jahr habe ich im klassischen Print-Bereich gearbeitet, bis ich die zwei weiteren Jahre im non-Print (digitale Medien) auch als Projektleiter eingesetzt wurde.“
Wie empfinden Sie die Arbeit bei dem Golfsportmagazin?
„Die Arbeit beim „Golf-Ticker“ ist sehr fordernd und durchgetaktet. Allerdings finde ich diese Arbeit auch sehr kommunikativ und kreativ. Mir werden, durch meine langjährige Erfahrung, viele Freiheiten gelassen. Außerdem lerne ich dadurch eine neue Klientel kennen. Dies verschafft mir eine neue und andere Perspektive. So konnte ich meinen Horizont erweitern. Ich bin jedes Mal sehr stolz, wenn ich die neue Ausgabe des „Golf-Tickers“ in meinem Briefkasten finde. Außerdem ist es toll das Ergebnis dann gedruckt zu sehen. Am Ende des Tages macht meine Arbeit das Magazin zu dem was es ist, also im Grafik- und Layoutbereich.“
Arbeiten Sie auch außerhalb des Golfsportmagazins?
„Durch meine langjährige tadellose/Deadline-orientierte Arbeitsweise für und beim „Golf Ticker“ mit einer Druckauflage von 62.500 Exemplaren pro Jahr, habe ich mir einige Vorzüge erarbeitet. So bin ich die meiste Zeit im Homeoffice tätig und kann mir die Arbeitszeiten frei einteilen – das Produkt stets im Fokus. Das hat mir ein großzügiges Zeitkontingent verschafft.
Zeit, die ich gerne für ehrenamtliche Projekte investiere – oder auch non-Profit-Projekte. Hier ist es gar nicht so leicht ein paar Highlights zu nennen, da sich in den Jahren einiges angesammelt – Aber, ich versuche mich kurz zu fassen und will dir gerne meine aktuellsten Projekte benennen:
(lacht gedankenversunken) Zuletzt habe ich für die Band „Destinova“ die komplette Präsentation umgesetzt. Das fing ganz harmlos mit dem Digipack des neuen Albums an – der Release steht derzeit noch aus. Naja und dann kam die Band noch auf die Idee eine klassische Kassette mit 6-seitigem Inlay, ein Booklet zum CD-Release, ein allgemeines Werbeplakat für die Tour und ein T-Shirt zu releasen. Diese Produkte wollten dann natürlich auch gelayoutet werden …
Mit Christian Huchthausen bin ich immer wieder gerne gemeinsam für die Lebenshilfe Leverkusen tätig. Hier produzieren wir für die Klienten und inklusiven Events Werbeplakate, Videoprojekte, oder gar physische Hörspiel-CDs oder DVDs in kleinen Auflagen und viel Handarbeit.
Für die VHS Leverkusen und deren Hörspielkurse produziere ich regelmäßig Werbeplakate und die Handout-CDs für die Teilnehmer im entsprechenden Design.
Dann gibt es noch einige Livestreams, Podcasts für und mit der Kulturszene in den Bereichen: Literatur/Lesung, Videografie, eigene Hörspielprojekte, Technikberatung, Livestreams und vieles mehr …
(selbstironisch schmunzelt) Es ist schon ein wenig verrückt was da alles zusammenkommt. Aber wen es wirklich interessiert, der kann ja gerne mal auf meiner Homepage vorbeischauen – da ist alles aufgelistet – Wenn ich dazu komme die Homepage aktuell zu halten.“
Sind sie auch selbst künstlerisch tätig?
„Ob ich nun für mich selbst tätig bin oder für andere etwas mache, in allen was ich mache findet man stets etwas von mir – das ist wie ein Fingerabdruck. Aber ja, ich bin auch selbst künstlerisch tätig. Ich illustriere, zeichne und schreibe. Das musizieren habe ich ein wenig aus den Augen verloren.
Darüber hinaus beteilige ich mit meinem langjährigen Freund und Nachbarn Christian Huchthausen an den Hörspiel-Produktionen. Hier übernehme ich neben den medialen Arbeiten (digital Release, Cover, Label und CD-Produktion) auch immer wieder und gerne eine Sprecherrolle.
Grundsätzlich, ist aber bei allem was ich erschaffe, ein ganz großer Teil meines Selbst enthalten. Es gab aber auch schon Fälle/Projekte, bei denen ich auf meine Namensnennung aus – nennen wir es Qualitätsempfinden – verzichtet habe.“
Wie sieht es denn in dem Bereich Programmkenntnisse aus? Das stellt doch sicherlich auch einen Großteil Ihrer Arbeit dar?
„Programme sind am Ende des Tages Werkzeuge – ein Schumacher kann auch ohne seine Werkzeuge keinen Schuh herstellen oder reparieren. Dennoch brauch er, neben diesen, stets das Fachwissen um ein finales Produkt erschaffen. Nur das Werkzeug zu besitzen und zu verstehen, macht ihn nicht zum Schuhmacher.
Die Programme/Werkzeuge zu beherrschen ist äußerst wichtig in jeglicher Branche, aber meine Erfahrung zeigt, dass es noch lange keinen guten Dienstleister ausmacht. Ich arbeite nun schon viele Jahre im Adobe-Universum, gucke mir aber immer wieder Alternativen an. Adobe ist nur leider Markführer für die Software die ich täglich nutze, und meiner Meinung sind sie das auch mit gutem Grund. Die Bedienbarkeit ist logisch, beziehungsweise für mich – wahrscheinlich aus Gewohnheit der vielen Jahre – nachvollziehbar.
Um den Anschluss nicht zu verpassen, muss man sich in Eigenregie regelmäßig weiterbilden. Mit jeder Version kommen Funktionen hinzu die es vorher nicht gab. Nehmen wir das Beispiel Adobe Photoshop (ein Bildbearbeitungsprogramm): Hier habe ich schon in meinem Schulpraktikum die ersten Bilder für einen gedruckten Produktkatalog vom Hintergrund befreit. Damals mühevoll in Handarbeit, heute nur einen Mausklick, dank künstlicher Intelligenz entfernt. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.
Es ist nicht immer leicht bei der rasanten Entwicklung am Ball zu bleiben. Mein Wissen in der Entwicklung von Interauftritten ist zum Beispiel längst von den Technologien eingeholt worden. Verpasstes was ich gerade mit viel Mühe wieder versuche einzuholen.
In Sachen Nachbarschaftshilfe leiste ich auch gerne Support und habe schon diverse Drucker oder E-Mail Accounts für die ältere Generation eingerichtet. Ich bin immer für Fragen offen und helfe gerne. Außerdem kann ich durch die Erfahrung im Software- und Hardwarebereich gute Unterstützung leisten, die ich gerne anbiete und die auch gerne angenommen wird.“
Wie bekommt man das alles unter einen Hut?
„Dranbleiben! – Ich wäre nicht so präsent und gern gefragt in der Szene, wenn ich sowohl die technologische Entwicklung als auch die langjährige Konstanz auf dem Weg verloren hätte. Dazu kommt dann noch als Quintessenz mein kreatives Grundgefühl – das Einfühlungsvermögen sich auch Visionen/Ideen anderer einzulassen und eben eher mit ihnen kooperiert, als sie zu belehren.
Gemeinsam sind wir einfach am stärksten – wir alle können voneinander profitieren – und ich will ganz ehrlich sein ich könnte auch keine Mauer hochziehen, geschweige denn einen Schuh reparieren!“
Es wäre doch toll, wenn es eine Auszeichnung für eine solche Arbeit, wie Sie sie ausführen geben würde, oder gibt es die bereits?
„Ja, der Leverkusen-Taler wird alle zwei Jahre unter vielen Ehrenamtlern verliehen, am Tag des Ehrenamts – dem 05. Dezember. 2020 gewann ich bereits den 11. Platz. Die Nominierung erfolgt durch Einsendungen – Empfehlungen von Freunden, Bekannten oder Menschen, die denken, man hätte diesen Preis verdient. Ich finde es schön, dass es einen Auszeichnung für Ehrenamtler gibt, der von der Stadt verliehen wird. Außerdem kenne ich viele Menschen und Institutionen, die diese Ehrung sehr verdient hätten. Dennoch empfinde ich die Auswahl der letzten Gewinner als sehr gerechtfertigt, denn sie tragen einen großen Teil der Ehrenamtsarbeit bei. Ich persönlich wäre ehrerfüllt, sollte ich den Preis irgendwann selber in Händen halten.“